Schlafapnoe ist eine ernst zu nehmende Gefahr. Ein typisches Beispiel sind Berufskraftfahrer, die aufgrund unzureichenden Schlafes während ihrer Fahrt einschlafen und dadurch schwere Unfälle verursachen können. Dies liegt jedoch nicht immer an unzureichenden Dienstplänen, sondern an einer Erkrankung, die der Patient häufig selbst nicht erkennt. Während des nächtlichen Schlafes setzt die Atmung zeitweise aus. Dadurch kommt es zu Sauerstoffmangel.
Was hat dies mit Zahnspangen zu tun?
Je nach Lage während der Nacht können Unterkiefer, Zunge oder Gaumensegel zu Einschränkungen der Atemwege führen. Gerade die Rücklage des Unterkiefers betrifft nicht nur Erwachsene, sondern eben auch Kinder und Jugendliche. Die Frage, wer in seinem Alltag „mehr leisten“ muss, Berufskraftfahrer oder Schüler, ist müßig. Denn letztlich können extreme Formen dieser Atemaussetzer lebensbedrohlich sein. Spätestens jetzt dürfte die Frage nach dem Alter keine Rolle mehr spielen.
Um Veranlagungen zu erkennen, die solche Probleme mit sich bringen könnten, haben wir in unserer Praxis auch schon für unsere kleineren Patienten entsprechende Fragebögen und Screening-Methoden entwickelt. Wir bieten Ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten einen einfachen Screening Test an, der Ihnen, einfacher als ein Aufenthalt im Schlaflabor, einen ersten Eindruck darüber vermittelt, ob entsprechende Anhaltspunkte einer Schlafapnoe vorliegen.
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass wir selbstverständlich nur wesentlich einfachere Methoden bereithalten können, als dies ein Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde tun könnte. Bitte verstehen Sie unsere Maßnahmen daher nur als eine Art zusätzlichen Service. Bei deutlichen Symptomen sollten Sie direkt Kontakt mit einem entsprechenden Facharzt aufnehmen. Selbstverständlich werden auch wir, sofern sich Verdachtsmomente ergeben sollten, Sie an einen Kollegen überweisen.
Im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlung sollte dann eine interkollegiale Zusammenarbeit erfolgen. Insbesondere die Auswahl des kieferorthopädischen Behandlungsgerätes sollte mit der Therapie der Schlafapnoe deckungsgleich sein.
Schlafapnoe bei Kindern
Woran erkennt man Schlafstörungen bei Kindern?
Ein Kind erweckt schnell Aufmerksamkeit, wenn es Fieber hat oder blutet, aber auch wenn es abwesend erscheint oder hyperaktiv ist. Ein ebenso wichtiges, nicht zu unterschätzendes Zeichen kann das Schnarchen bei Kindern sein. Nicht jedes Schnarchen bedeutet aber eine ernsthafte Schlafstörung, wie es bei der Schlafapnoe der Fall ist.
Typische Geräusche können beispielsweise entstehen, wenn nach einer Erkältung die Atemwege noch teilweise verlegt sind. Aber auch übergroße Mandeln oder Polypen können zu Schnarchgeräuschen führen. Liegt tatsächlich eine Schlafapnoe vor, so kann dies ein erhebliches Sauerstoffdefizit während der Nacht bedeuten.
Die Folgen können sehr umfangreich sein: Es kann zu Wachstumsproblemen kommen, ebenso zu ADHS-Symptomen, Bettnässen, hohem Blutdruck, Lungen- und Herzerkrankungen. In seltenen Fällen können die Erkrankungen so schwerwiegend auftreten, dass sie sogar zum Tod führen können. Einer der wichtigsten Gründe, frühzeitig zu handeln, sind Probleme wie Lernschwierigkeiten und schlechte schulische Leistungen. Wer nicht ausgeschlafen ist, kann im Alltag keine Leistung bringen. Dies gilt auch für Schüler.
Schlafapnoe – anschauliches Fallbeispiel aus unserer Praxis
In unserer Praxis stellte sich vor einigen Jahren der Patient M.T., männlich, vor. Zu diesem Zeitpunkt war er 8 Jahre alt.
Er litt bereits seit einige Zeit unter Schnarchen, was der Mutter allerdings erst während seiner Grundschulzeit (3./4. Klasse) bewusst aufgefallen war. Ständige Tagesmüdigkeit sowie ein drastischer Leistungsabfall, vor allem in der Schule, veranlassten die Eltern, sich ärztlichen Rat einzuholen.
„Mich rief die Klassenlehrerin beinahe täglich an, da mein Sohn während des Unterrichtes einfach einschlief“,
So konnte es nicht weitergehen, eine Odyssee an Arztbesuchen folgte. Umfangreiche körperliche Untersuchungen, Blutbilder und selbst der Besuch im Schlaflabor brachten allerdings keine Ursachenklärung. Für die Eltern und vor allem auch den Patienten stellte der Schlafmangel und seine Folgeerscheinungen eine starke physische und psychische Belastung dar.
Erst der behandelnde Hals-Nasen-Ohren-Arzt gab den entscheidenden Tipp und riet zur Vorstellung beim Kieferorthopäden. Nach einer eingehenden Anamnese wurde in unserer Praxis eine Unterkiefer-Rücklage diagnostiziert und eine Herbstapparatur angeordnet. Die Mutter erinnert sich im Nachhinein noch sehr gut und voller Erleichterung daran, wie ihr Sohn die erste Nacht mit der Apparatur verbracht hatte.
„Mama, ich habe heute Nacht endlich mal wieder gut geschlafen und bin nicht mehr müde“
Das in dieser Nacht auch zufällig Halloween war, sollte hierbei nicht unerwähnt bleiben 🙂 Inzwischen ist der Patient 13 Jahre alt und beschwerdefrei.